Residenzen
Residenzen 2023
Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main vergibt im Zeitraum vom 1. Mai bis 5. Juni 2023 insgesamt drei Residenzen an regionale Tanz- und Performanceprojekte. Zum Ende der Residenzen wurden die Ergebnisse jeweils in einem Open Studio präsentiert.
Um mehr über unsere Residenz-Künstler*innen 2023 zu erfahren bitte runter scrollen.
Seit November können wir in Zusammenarbeit mit Artist at Risk und dem Goethe Institut eine zweimonatige Residenz für Mariia Filippova anbieten. Sie ist eine 20-jährige professionelle Choreografin und Tänzerin (zeitgenössischer Tanz und Hip-Hop) aus dem Osten der Ukraine. Wir sind gespannt, was sie während ihrer Zeit bei uns machen wird, und werden in Kürze die Termine für ihr Open Studio bekannt geben. Für einen Einblick in ihre Arbeiten und mehr Infos zu ihrer Biographie, bitte hier klicken.

(c) Dayana Mankovska. Ein Foto-Porträt einer jungen Frau, die draußen in einer städtischen oder industriell anmutenden Umgebung steht. Nur ihr Oberkörper ist zu sehen, er ist frontal zur Kamera ausgerichtet. Der Wind scheint von Filippovas linker Seite zu kommen und ihr langes, blondes Haar ins Gesicht zu wehen und es teilweise zu verdecken. Ihr Blick wirkt trotzdem sehr fokussiert. Sie trägt ein weißes Tanktop und hat Tattoos auf beiden Oberarmen.

Veltroyer
Wie trauern wir um eine Welt, die sich im ökologischen Kollaps befindet? Kann das Praktizieren von Trauer zu einem tieferen Gefühl von doikayt (jiddisch, "Hierheit") führen? Wir versuchen, an traditionelle jüdische Konzeptionen von Ökologie und Trauerritualen anzuknüpfen und eine zeitgenössische Trauerzeremonie um eine Welt zu schaffen, die mehr als nur menschlich ist. Welche verlorenen Traditionen und Ontologien könnten es uns ermöglichen, zu "Menschen des Landes" zu werden, ohne Besitz und Souveränität? Welche Praktiken des Trauerns könnten Wege der Beziehung wiederherstellen?
Mit Anna Lublina und Jerry Lieblich
Open Studio: Donnerstag, 01.06.23 17:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos auf unserem Tanzkalender.

over and over and over
In „over and over and over“ sehnen sich drei Performer*innen nach einem Kanal, um sich einzustimmen, um das singuläre Gewicht ihres Wartens zu einer kollektiven Erfahrung zu machen. Dabei geht es um die vom Warten geprägte Erfahrung von Zeit, um die in sie eingewobenen Machtverhältnisse und die wichtigen politischen Fragen und Forderungen, um zu verstehen, worum es beim Warten geht. Das Warten auf eine Zusage, das Warten auf einen Termin für ein Visum, das Warten auf ein weiteres Jahr, das Warten darauf, dass mein Fall zur Sprache kommt, das Warten darauf, dass meine Nummer aufgerufen wird, das Warten darauf, dass der Morgen anbricht. Wie viele andere warte ich immer noch darauf, dass unsere Stimmen gehört werden und dass sich ein Gefühl der Ruhe und Zugehörigkeit in unserem Körper einstellt. Wie können wir die Erfahrung des Wartens als eine Form des Widerstands im Körper verstehen?
Konzept und Choreografie: Raha Dehghani Vinicheh
Performance: Raha Dehghani Vinicheh, Nastya Dzyuban, Joana Ferraz
Dramaturgie: Anna Lublina
Kostüme: Laura Stellacci
Soundkomposition: Shaahin Peymani
Videodokumentation: Maryam Katan
Open Studio: Mittwoch, 17.05.23 20:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos auf unserem Tanzkalender.
FIGURING TIT OUT
„FIGURING TIT OUT” untersucht die Gestaltung eines Beziehungsraums, in dem Live-Musik und Bewegungsfor- schung als Methoden für eine spiele- rische Begegnung zwischen verschie- denen Tittenkörpern und anderen Erscheinungsformen von Titten (tits) jenseits des Körpers neu gemischt werden. Indem sie durch die Frequenzen des Theremins im Raum navigieren, können FLINTA*- und queere BIPOC Teilnehmer*innen aufmerksame Zu- stände der Interaktion erleben, während sie zuhören, sich bewegen und Klänge durch ihre Körper erzeugen.
Performance: Tetta, Kemelo Sehlapelo, Rheremita Cera, Abhinav Sawhney.
Open Studio: Sonntag, 21.05.23 17:00 h, Die Druckerei. Mehr Infos hier auf unserem Tanzkalender.
Das Open Studio ist nur für FLINTA* und die queere BIPOC community!
Mehr zu unserem Auswahlverfahren:
Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main ist bestrebt, weniger voreingenommene des Peer-Auswahlverfahrens zu finden. Im Frühjahr 2023 wurden die Residenzkünstler*innen erneut von einer vierköpfigen Jury in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren ausgewählt. Insgesamt erreichten uns 38 Bewerbungen.
Die Jury bestand aus:
- Callie Arnold, Tänzerin und Choreografin, Tamalpa Life/Art Practitioner, Tanztherapeutin (BTD), "Somatic Movement Educator and Therapist" (ISMETA), und Tanzpädagogin
- Rose Beermann, Choreographin, Regisseurin und Dramaturgin
- Mirrianne Mahn, politische Aktivistin, Theatermacherin und Referentin für Diversitätsentwicklung
- Yvonne Sembene, Tänzerin und Künstlerin
Allgemeine Informationen zum Residenzen-Programm:
Das Residenzen-Programm ist eine Kernstrategie des ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main, um den verschiedenen Akteur*innen der lokalen freien Szene Möglichkeiten und Ressourcen zu eröffnen.
Im Rahmen eines Open-Call-Verfahrens sind regionale Projektinitiator*innen, die mit Tanz und Performance experimentieren, eingeladen, sich zu bewerben - egal in welcher Phase ihrer Karriere sie sich befinden.
- Wir legen Wert auf eine inklusive Anwendung des Begriffs "Tanz". Man muss kein*e akademisch ausgebildete*r Tänzer*in sein, um einen wertvollen Beitrag im Bereich Tanz und Choreografie zu leisten. Natürlich respektieren wir jedoch auch die Tänzer*innen mit jahrelanger Ausbildung und unterstützen innovative Menschen, die sich mit ihrer Arbeit innerhalb traditionellerer Formen bewegen.
- Besonders willkommen sind uns aufstrebende Künstler*innen, die neu in der unabhängigen Produktion innerhalb öffentlicher Förderstrukturen sind.
Für Arbeit und Proben stellt das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main den Kunstschaffenden die räumliche und technische Infrastruktur zur Verfügung, um ihr Projekt in speziell für Tanz geeigneten Räumen zu realisieren. Die Residenz beinhaltet professionelle Unterstützung auf administrativer, technischer und künstlerischer Ebene, je nach Wunsch des jeweiligen kreativen Teams.
Details und Bilder zu den Residenzen 2021 und 2022 sind unten verlinkt.


Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main vergibt zwischen Mai und November 2022 insgesamt sieben Residenzen an regionale Tanz- und Performanceprojekte. Die sehr unterschiedlichen künstlerischen Konzepte beschäftigen sich mit zeitgenössischen Themen und zielen darauf ab, Gewohnheiten zu hinterfragen, Barrieren abzubauen und Traditionen zu verändern. Zum Ende der Residenzen werden die Ergebnisse als Digital Open Studio online präsentiert.
Shivā Amiri: Trans in Trance
Eine intime Tanzeinladung zum Verbinden. Inspiriert von Sufi-Tänzen kreiert Shivā Amiri einen Moment, indem Performer*in und Zuschauer*in gemeinsam in Trance fallen. Die Zu- schauer*innen werden durch Tanz, Trance & Storytelling eingeladen, sich tänzerisch zu verbinden und ihr anderes Ich zu entdecken. Ein Ich, das Diskriminierung, Rassismus & Flucht, nicht mehr nur als das Problem von Anderen sieht, sondern die eigene Beteiligung darin erkennt.
Carlos Díaz: The Vallejo Readings
Eine neue Art, Poesie zu erleben. Tanz schafft ein physisches Bild der Verse des peruanischen Dichters César Vallejo. Das Publikum soll durch die beiden lyrischen Sprachen gleichzeitig erreicht und durch eigenes Vortragen und Bewegung in den kreativen Prozess einbezogen werden. Anhand der Texte von Vallejo, selbst ein Künstler mit Migrationserfahrung, möchte Díaz Empathie für die Erfahrungen von Migrant*innen aus dem Globalen Süden schaffen.
Michelle DiMeo: Experiencing Kinesthetic Empathy: Dance and the Visually Impaired
„Experiencing Kinesthetic Empathy“ befasst sich mit Tanz und Menschen mit Sehbehinderung. Die künstlerische Untersuchung konzentrierte sich auf die Entwicklung von Möglichkeiten, Menschen mit erheblichen Sehbehinderungen umfassend in Tanz- und somatische Bewegungspraktiken einzubeziehen, und auf die Frage, was durch diesen Prozess über kinästhetische empathische Empfindungen gelernt werden kann.
Eslam Elnebishy: Matter of Perspective
Das Ziel der Residenz war es, Material zu erforschen, das die Beziehung zwi- schen Emotionen und dem Körper de- finiert, und zu erforschen, wie Gefühle und Emotionen den Körper formen können und welche Möglichkeiten es gibt, sie auszudrücken und zu leben. Die Künstler*innen untersuchten ver- schiedene Arten, sich individuell und kollektiv einer emotionalen körper- lichen Erfahrung zu nähern und er- forschten verschiedene Darstellungen und Manifestationen dieser Beziehung. Eslam Elnebishy arbeitete in seiner Residenz mit Areti Athanasopoulou, Eri Funahashi Geen, Bilal El Had, Anya Masson, Alexander Piasente, Johannes Schropp und Laura Stellacci zusammen.
Ida Kaufmann, Laura Mirjana Hrgota-Jannene, Joanna Gruberska: Pink Fluffy Cut and Destroy
Das überwältigende Gefühl von Apathie. Was kann uns helfen, aus diesem Gefühl herauszukommen? Kann Kämpfen ein Weg sein, uns wieder mit unserem Kampfgeist, mit unserer körperlichen und geistigen Stärke zu verbinden? Wir wollen verschiedene körperliche Erfahrungen wie Gefühle von Frustration, Ohnmacht und Hoffnung ausdrücken. Ein Hin und Her zwischen Theorie sowie emotionaler und körperlicher Forschung. Ein Tanz um sich körperlich mit dem Publikum zu verbinden, ein Tanz als Teil des Kampfes, als Weg, um Hoffnung und Kraft zu gewinnen.
Mara Kirchberg: Swallowing a Barbed Wire - How do we dance with monsters?
„Swallowing a Barbed Wire“ ist eine Erforschung der Materialität von Angst, die vom Bauch ausgeht. Sie bildet eine Gegenbewegung zum schwer fassbaren Moment, indem sie konkrete körperliche Stressreaktionen aufgreift. Kurzatmigkeit, Muskelverspannungen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, Taubheit oder Zittern werden mittels Bewegung, Stimme sowie Noise Sound erforscht und transformiert. Die Praxis der (De-)Monstra- tion von Angst bringt eine monströse Materie als Akt des Widerstands und der Ermächtigung hervor. Mara Kirchberg lud Raha Dehghani, Hanna Launikovich, Johannes Schropp, Alex Piasente-Szymański und Gisèle Gonon zur Teilnahme an der Residenz ein.
Clara Reiner, René Alejandro Huarí Mateus, Jacob Bussmann und Frédéric De Carlo: local dancing
„local dancing“ lädt zu fiktiven Kreis- tänzen ein, die durch die Zeit reisen und nachklingen. Sie dienen dem gemeinschaftlichen Vergnügen. Kürzlich wurden sie mit Nachbar*innen vom Implantieren Festival in Wiesbaden, Offenbach und Frankfurt am Main getanzt.
Zusätzlich erhält Künstler*in, Performer*in und Aktivist*in Antonina Baever eine Residenz, die das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main in Kooperation mit der Non-Profit Organisation Artists at Risk vergibt.
Auswahlverfahren
Das ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main ist bestrebt, weniger voreingenommene des Peer-Auswahlverfahrens zu finden. Im Jahr 2022 wurden die Residenzkünstler*innen erneut von einer vierköpfigen Jury in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren ausgewählt.
Im Jahr 2022 bestand die Jury aus:
- Olivia Hyunsin Kim, freie Choreografin und Performerin
- Quindell Orton, freie Choreografin und Tänzerin
- Melanie Suchy, Tanzjournalistin
- Takao Baba, freier Choreograf und Tänzer
Die Slideshow zeigt Portraits von jede*r Residenzkünstler*in.
Fotocredits:
- Abril Lukac: Hanna Lukac
- Carlos Díaz: FrameChaser Photography
- Clara Reiner, René Alejandro Huarí Mateus, Jacob Bussmann, Frédéric De Carlo: René Alejandro Huari Mateus
- Ida Kaufmann: Maciej Rusinek
- Eslam Elnebishy: Ahmed Alsaaty
- Joanna Grubowska: Hansjörn Rindsberg
- Mara Kirchberg: Gisèle Gonon
- Michelle DiMeo: Hansjörn Rindsberg
- Shivā Amiri: Shivā Amiri

Foto aus der Forschungsphase der virtuellen Performance ,,Kitchen-Ing Questions", von I. Daniel, Z. Užbinec, T. Stoyanov
Ausgewählte Künstler/Initiator*innen der Residencies 2021
Hier klicken für die vollständigen Projektbeschreibungen
Ana Clara Montenegro, Camilla Fiumara, Diana De Fex, Judith Nagel mit der Plattform re-dance, Laura Hrgota-Jannene, Maria Kobzeva, Saakib Sait, Vlasova/Pawlica
Die Slideshow zeigt Fotos von allen Residenzkünstler*innen, die während ihrer Zeit bei uns entstanden sind .